Marnie und das zweite Kind

Cover des Buches Marnie und das zweite Kind
Cover des Buches Marnie und das zweite Kind
17. Dezember 2022
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978-3756879625

 

Rein zufällig schaut Marnie ihrem Vater über einen Moment über die Schulter, als er alte Fotos sortiert. Doch dieser Moment könnte ihr Leben auf den Kopf stellen. Zusammen mit ihrer besten Freundin Liliana macht sie sich auf, vielleicht ihre Familien­geschichte neu zu schreiben.

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Autoren­plauderei: Mehr Eigen­bau

Wer dieses Buch mit meinen früheren Ver­öffent­lichungen ver­gleicht, wird Unter­schiede in der Text­gestaltung fest­stellen. Das ist kein Zufall, sondern bedingt durch den Wechsel des Werk­zeugs, mit dem das Buch erstellt wurde. Bislang bot BoD, der Dienst­leister, über den ich meine Bücher in den Handel bringe, einen Online-Editor an, mit dem E-Books gestaltet werden konnten, und ich habe dieses Angebot gern genutzt, weil ich zu Anfang nicht viel Ahnung davon hatte, wie ein E-Book zusammen­gesetzt ist. Dieser Editor wird nun jedoch ein­gestellt, ich muss also auf andere Editoren zurück­greifen, um die E-Books zu er­stellen. Mittler­weile schreckt mich das jedoch nicht mehr, weil ich in­zwischen weiß, dass "unter der Haube" alte Bekannte stecken, vor allem HTML, mit dem ich gut umgehen kann. Insofern ist die Um­stellung für mich kein Problem, zumal ich mit Klassen­fahrt? – Wir machen das! ja bereits ein Buch mit unge­wöhnlicher Ge­staltung außer­halb des BoD-Editors erstellt habe.

Tech­nisch wäre es ein Kinder­spiel, das bekannte Layout zu über­nehmen. Aller­dings steht dem das Copy­right ent­gegen, das BoD auf diesen Entwurf hat, und ganz ehrlich, wenn ich das E-Book schon ander­weitig gestalte, dann möchte ich auch komplett mein eigenes Ding machen. Da wird sich sicher­lich im Lauf der Zeit einiges ent­wickeln, und auch wenn mich die Nach­richt von der Ab­schaf­fung des Online-Editors zunächst unan­genehm über­rascht hat, freue ich mich irgend­wie auch, dass ich so einen Anlass habe, mehr Experi­mente zu wagen. Leid tut es mir aller­dings für jene Autoren, die sich weniger gut in den nötigen Techniken aus­kennen, denn gerade für die war der Editor von BoD sicher­lich eine wert­volle Hilfe.

Eigent­lich war Marnie auf dem Weg in die Küche, doch als ihr Blick durch die offene Tür ins Schlaf­zimmer fiel, stutzte sie. Dass ihr Vater am Computer saß, wunderte sie nicht, er arbeitete öfter von zu Hause aus und hatte sich dafür extra die kleine Büro­ecke einge­richtet. Aller­dings hatte er dann irgendwelche Excel-Dateien und Doku­mente auf dem Bild­schirm, keine Fotos, die noch dazu ziem­lich irre aus­sahen. Die obere Hälfte des Bilds war ein ganz normales Urlaubs­foto, irgendwo am Strand, aber das Meer in der unteren Hälfte war knall-lila mit einem quietsch­grünen Rand.

 

„Was ist das denn?“, fragte sie. „Hast du Urlaub in einem Spiel gemacht, oder was?“ Ihr Vater schaute auf und grinste ver­legen. „Schön wär’s!“, sagte er. „Dann hätte ich jetzt weniger Arbeit. Nein, das ist ein Programm, das gelöschte Dateien wieder her­stellen kann. Ich war zu schnell mit dem Löschen und hab nicht gemerkt, dass ich Dateien markiert hab, die ich noch brauche.“ „Sortierst du Bilder?“, folgerte Marnie, doch ihr Vater schüttelte den Kopf. „Nein, alte Steuer­unter­lagen. Ich will im Januar direkt mit der Steuer­erklärung anfangen, und ich dachte, ich lösche mal den ganzen Kram, den wir wirklich nicht mehr aufzu­heben brauchen. Uralte Hand­werker­rech­nungen und so. Aber das Programm sucht ziemlich gründ­lich, das findet auch Sachen, die schon vor Jahren gelöscht wurden. Das Foto ist zum Teil über­schrieben worden, deshalb das ganze Lila und Grün.“

 

Marnie schaute genauer hin, aber sie inter­essierte weniger das, was offen­bar nicht mehr lesbar war, als viel­mehr der unbe­schädigte Teil. Dort war ihr Vater zu sehen, ein gutes Stück jünger noch, und im Arm hielt er eine Frau. „Wer ist denn das?“, fragte Marnie neu­gierig. Für einen kurzen Augen­blick hatte sie Angst, dass ihr Vater eine Geliebte hatte, aber das war Unsinn. Erstens war sie sicher, dass er nur ihre Mutter liebte, und zweitens wäre er bestimmt nicht so gelassen gewesen, wenn sie dabei gewesen wäre, einen Seiten­sprung aufzu­decken.